Olaf Scholz ist jetzt der Chef im Kanzleramt - Amtsübergabe von Angela Merkel - DER SPIEGEL
Angela Merkel hat ihrem Nachfolger Olaf Scholz zum Start ins Amt gratuliert. »Nehmen Sie dieses Haus in Besitz, und arbeiten Sie mit ihm zum Besten unseres Landes«, sagte die CDU-Politikerin bei der Amtsübergabe an Scholz am Mittwoch im Kanzleramt. Sie wisse aus eigenem Erleben, dass es ein bewegender Moment sei, in dieses Amt gewählt zu werden.
Scholz erahne vielleicht, dass dies eine spannende, erfüllende und auch fordernde Aufgabe sei. »Aber wenn man sie mit Freude angeht, dann ist es vielleicht auch eine der schönsten Aufgaben, die es gibt, für dieses Land Verantwortung zu tragen«, sagte Merkel. Sie wünsche von Herzen alles Gute und immer eine glückliche Hand für das Land.
Scholz dankte seiner Vorgängerin Angel Merkel für ihre 16-jährige Arbeit als Kanzlerin. »Sie haben Großartiges bewegt«, sagte er. Merkel und er hätten zahlreiche Krisen gemeinsam durchgestanden. »Das hat zusammengeschweißt«, sagte Scholz. »Zwischen uns hat immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit existiert.« Das zeige, dass Deutschland eine starke und leistungsfähige Demokratie sei.
Wenn er jetzt das Kanzleramt übernehme, werde sich gar nicht so viel ändern, sagte Scholz mit einem Schmunzeln. »Ich will gerne anknüpfen an die, wie soll man das sagen, nordostdeutsche Mentalität, die da bisher geherrscht hat. So viel wird sich da nicht ändern«, versprach er. Später fügte er ernst hinzu, ein Regierungsübergang in einer großen, nicht abgeschlossenen Krise setze auch Kontinuität und Gemeinschaft voraus. »Und ich gehe davon aus, dass uns das auch gelingt«, sagte er.
Am Abend tritt das neue Kabinett der Ampelregierung erstmals zusammen.
Der SPD-Politiker war zuvor im Bundestag vereidigt worden und ist damit der vierte sozialdemokratische Kanzler in der bundesdeutschen Geschichte. Der 63-Jährige hatte in der geheimen Wahl 395 Jastimmen und damit nicht alle Stimmen der Ampelfraktionen von SPD, Grünen und FDP erhalten. Diese verfügen über 416 der insgesamt 736 Abgeordneten. Nach der Wahl gratulierten ihm unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie die Präsidenten von China und Russland. Der chinesische Präsident Xi Jinping erklärte laut chinesischen Staatsmedien, er sei bereit, zusammen mit Scholz auf eine Vertiefung des Vertrauens zwischen beiden Ländern hinzuarbeiten.